Aus der Schüssel direkt ins Heimnetzwerk

109432_w06_receiverDas Satellitenfernsehen hat es endlich auf die mobilen Bildschirme geschafft. Das neue System kann man nicht nur per Apps auf Smartphones übertragen, es beendet auch den heimischen Kabelsalat an alle Anschlüssen.

Auf den einschlägigen Fachmessen der zurückliegenden Monate hatte der Satellitenbetreiber Astra eigentlich nur ein Thema: einen neuen Standard namens SAT-IP, der so unterschiedliche Gerätschaften wie die Schüssel auf dem Dach und den Tablet-Rechner auf dem Tisch elegant zusammenbringt. Brücken zwischen mobilen Bildschirmen und der stationären Antenneninstallation sind ja eigentlich gar nicht so neu: Hersteller wie Devolo und Elgato bieten schon seit Jahren Elektronik-Komponenten an, die das Digitalfernsehen aus der Schüssel ins Heimnetzwerk einspeisen und so an viele Gerätearten verteilen – gern auch drahtlos über W-Lan oder über das Stromnetz.

SAT-IP soll nun helfen, das technische Inseldasein solcher Lösungen zu überwinden: Sämtliche Apparate und Software-Apps, die sich künftig mit dem Kürzel SAT-IP schmücken, sollen einander verstehen und reibungslos zusammenarbeiten. Die geplante Massenheirat zwischen Antennenanlage und Heimnetzwerk hat bestechende Vorteile: Eine App genügt, selbst das Mobiltelefon zum Fernseher zu machen. Und wenn dann auch noch die Fernseher im Wohnzimmer, im Arbeits- und im Kinderzimmer Bild und Ton über das Heimnetzwerk empfangen, kann die ganze umständliche Antennenverkabelung entfallen. Der Kabelsalat ist ja bisher der einzige nennenswerte Nachteil des Satellitenempfangs: Jedes Empfangsgerät braucht eine eigene Antennenleitung bis zur Schüssel oder bis zum Verteiler-Schaltkästchen unter dem Dach.

Vier Geräte gleichzeitig bedienen

Wie die Fusion von Antennentechnik und Netzwerk im Detail funktioniert, konnten wir jetzt endlich am Beispiel ausprobieren: Als erster Hersteller liefert Schwaiger (www.schwaiger.de) die nötigen Komponenten für eine SAT-IP Anlage. SAT-IP-Apps für die Apple-Welt und für Android sind ebenfalls fertig. Programmiert hat sie übrigens Elgato: Dort kennt man sich eben gründlich mit dem Thema aus. Aber zunächst zurück zur Hardware: Die Schwaiger-Komponenten zeigen, wie eine typische SAT-IP-Anlage aussehen kann. Ihr Herzstück ist der SAT-IP-Server. Er heißt MS41IP, kostet 299 Euro und besteht aus einer schmucklosen Aluminium-Box, die für die Montage unter dem Dach konzipiert ist. Sie hat vier Antennenanschlüsse, die ebenso viele Tuner versorgen. Das Empfängerquartett reicht seine Empfangsausbeute in Form von digitalen Bild- und Tonsignalen ins Heimnetzwerk weiter – über einen Ethernet-Anschluss, der Gigabit-Tempo schafft, geradewegs zum Router, der sich dann um die weitere Verteilung kümmert. Die vierfache Tuner-Ausstattung bedeutet praktisch: Bis zu vier Geräte im Heimnetzwerk können gleichzeitig vier verschiedene Programme auf den Bildschirm bringen oder auf einer Festplatte aufzeichnen.

Die Verbindung des Servers mit dem LNB, also mit dem Empfangselement im Brennpunkt der Schüssel, ist eher ein Job für den Fachmann; wer selbst Hand anlegen möchte, muss wissen: Der Schwaiger-Server akzeptiert sowohl Quad- als auch Quattro-LNBs und darüber hinaus sogar LNBs für Einkabel-Lösungen. Die nötige Anpassung des Geräts funktioniert über den Browser eines Computers im selben Netzwerk. Aber auch das ist eigentlich ein Fall für Experten.

Fernsehen mit dem Smartphone

Die zweite Schwaiger-Komponente ist der Medienreceiver DSR41IP (149 Euro), der die Fernsehprogramme aus dem Heimnetzwerk fischt und über eine HDMI-Kabelverbindung an den großen Bildschirm ausgibt. Das Gerät ist kaum größer als eine Handfläche und funktioniert eigentlich ganz ähnlich wie eine klassische Satelliten-Settopbox. So kann es, falls nötig, einen Sendersuchlauf starten, der in Wirklichkeit natürlich im Server unter dem Dach vor sich geht, aber von dieser Arbeitsteilung bekommt man im Wohnzimmer nichts mit. Selbstverständlich bietet der Receiver auch eine elektronische Programmübersicht, EPG genannt. Und aufnehmen kann er auch. Dazu braucht er eine externe Festplatte, die man an seinen USB-Anschluss steckt. Allerdings: Leider lassen sich die Aufnahmen nicht direkt aus dem EPG programmieren. Der Receiver verlangt nach alter Väter Sitte die Eingabe von Programm und Zeitpunkt. Dafür bietet er andere Nützlichkeiten: Von Festplatten, USB-Sticks oder SD-Speicherkarten liest er Bild-, Musik und Videodateien, um sie auf dem Bildschirm wiederzugeben. Und weil er mit einem Android-Betriebssystem arbeitet, hat er auch ein paar Apps an Bord. Eine führt in die Fotoarchive von Picasa, die andere zu den Clips von Youtube. Eine dritte, SkyDMR genannt, ist die interessanteste: Sie bringt Bilder, Töne und Filme aus dem Tablet oder Smartphone auf den Bildschirm. Voraussetzung ist, dass auf den Mobilgeräten die App iMediaShare läuft.

All dies klappt, wie es soll. Und wie steht es nun mit dem Satellitenempfang auf dem Mobil-Bildschirm? Wir haben es mit dem iPhone 4S ausprobiert. Die elegant gestaltete SAT-IP-App funktioniert dort tadellos. Ein Wisch mit dem Zeigefinger führt von Sender zu Sender, eine Programmübersicht zeigt, was läuft, und sogar eine „Timeshift“-Funktion bietet die App an. Damit kann man laufende Fernsehprogramme anhalten und später einfach weitergucken; ein in der Größe einstellbarer Puffer dient dann als Zwischenspeicher.

Für das kommende Jahr planen alle großen Fernsehgeräte-Hersteller bereits Modelle, die zum SAT-IP-Empfang gar keine externe Receiver-Box mehr brauchen. Das liegt ja auch nahe: Schon Fernsehgeräte mit kleineren Bildformaten lassen sich heute mit dem Heimnetzwerk verbinden; den Schritt zum SAT-IP-Empfang können die Entwicklungsingenieure folglich mit ein bisschen Software erledigen.

Quelle: faz.net

Christoph Purin
Christoph Purin

Mein Name ist Christoph Purin und befasse mich mit IoT Geräten wie Raspberry, Arduino, ESP. Auch Aktivitäten wie die FFW, Quad-fahren, Amateurfunk zählen zu meinen bevorzugten Hobbys.
Dieser Blog, stellt eine Sammlung meiner Projekte dar, wie Dinge gelöst oder umgebaut werden können.

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